Ganz tief oben.
Auf dem Weg zum Mount Everest. Und zu sich selbst.
Ein Wunsch, geboren bei einem Aschaffenburger Lichtbildvortrag. Damals war Klaus Ullrich zwölf Jahre. Das war 1979. » Peter Habeler erzählte von seinem Aufstieg. Ich war wie elektrisiert. Da wusste ich: Da will ich mal hin. «
Im Übrigen, falls er Ihnen kein Begriff sein sollte: Peter Habeler, legendärer Alpinist aus dem Zillertal. Er wurde weltbekannt, als er 1978 mit Reinhold Messner den Mount Everest erstmals ohne Sauerstofffllasche bestieg.
AUFBRECHEN
Von Lukla bis ins Basecamp: acht Tage Aufstieg durch wechselnde Höhen und Landschaften. Mit Zeit zum Ankommen und Akklimatisieren.
EINSCHWÖREN
Ein Team, ein Ziel: Hier beginnt das gemeinsame Vertrauen. Jeder Schritt auf den Berg ist nur möglich, weil sich alle aufeinander verlassen. Als kleine Einheit in großen Höhen.
Höhenvergleiche
Matterhorn (4.478 m)
einer der markantesten Gipfel der Alpen
Besteigungen p. a. : ∅ 3.000 – 4.000
Kategorie: technisch anspruchsvoller Alpinismus
Mont Blanc (4.809 m)
höchster Berg der Alpen
Besteigungen p.a. : ∅ 25.000 – 30.000
Kategorie: klassischer Alpinismus
Mount Everest (8.849 m)
höchster Berg der Welt
Besteigungen p. a.: ∅ 700
2024: 421
Kategorie: Höhenbergsteigen
Gab es diesen einen Moment, an dem Sie wussten: Der Traum von damals, er wird gerade wahr?
Ullrich wird ruhig. Ja, den gab es. Es war gegen 4:30 Uhr morgens, auf 8.600 Metern. Die Sonne ging gerade auf. Wir standen über den Wolken. Die Welt lag still unter uns. Und ich sah – tatsächlich – die Erdkrümmung. Ein kurzer Moment der Ehrfurcht, der Stille, der Erkenntnis. Mir wurde schon während der gesamten Zeit auf dem Berg immer bewusster: Hier geht es bei weitem nicht mehr um den Gipfel.
RUHELOS
„Du versuchst, den Geist wachzuhalten, (...) der Körper funktioniert einfach nur noch. Klare Anweisung des Guides an uns Bergsteiger: Auf keinen Fall hinsetzen! Man steht sonst nicht mehr auf.“
Und dennoch haben Sie ihn erreichen dürfen.
Ja, und dafür bin dankbar. Dieser Moment in meinem Leben lässt mich nicht mehr los. Es war unbeschreiblich — auch wenn man dies gar nicht versteht. Oder besser verstehen kann. In dem Moment ist alles zu groß. Auch die Erschöpfung. Man ist einfach nur im Augenblick. Und dieser hallt dann unbeschreiblich nach. In so vielen Facetten des Lebens.
GRATWANDERUNG
Nur gesichert in der Seilschaft. Rechts fällt der Hang an dieser Stelle fast tausend Meter ab.
Mit dem Blick zurück: Definieren Sie heute Erfolg anders?
Na ja, mein Leben war immer geprägt von Bewegung. Und damit meine ich nicht nur die körperliche. Wenn man ein Ziel hat, und es wirklich will, dann muss man dran bleiben. Somit also zurück zur Frage: Erfolg ist, wenn man seiner Bestimmung folgt.
Eigentlich ein einfacher Satz. Eigentlich…
Das, was bleibt.
Was bleibt, wenn man ganz oben war? Für Klaus Ullrich ist es nicht der Blick vom Gipfel – sondern die Klarheit, die man mit hinunternimmt. Die Erfahrung, dass jeder Weg lehrt – auch jenseits von Höhenmetern. Und dass das Weitergeben vielleicht das Wichtigste ist: Inspiration für andere. Aber auch stets für sich selbst. Im Gespräch wird deutlich: Wer etwas in Bewegung setzen will – sei es in sich oder im Unternehmen – braucht Haltung. Und genau darin fühlen wir uns bestätigt: in unserem Antrieb, auch nach 90 Jahren immer wieder neu aufzubrechen. Danke für die Zeit und das Teilen dieser beeindruckenden Erlebnisse!
ANGEKOMMEN
bei sich selbst.

