Joachim Büttner auf der Mercedes-Benz Pagode neben dem Mercedes-Benz eActros

Vom Azubi zum Pensionär

Von Lastern und der Leidenschaft für den Beruf. Joachim Büttner.

Was 1976 als Ausbildung in Alzenau begann, wurde zu einer beeindruckenden Laufbahn – vom Azubi zur Geschäftsführung. Und das mit einer guten Mischung aus Verlässlichkeit, Menschlichkeit, Besonnenheit. Ob als Verkaufsleiter, CharterWay-Pionier oder Mentor – Joachim Büttner hat bei Kunzmann einige große Dinge ins Rollen gebracht. Im wahrsten Sinne. Nun geht der "Head of Trucks" in den verdienten Ruhestand.

Bevor er nun aber die LKWs gegen seine Pagode tauscht, hat er sich nochmals die Zeit genommen, um ein paar Worte zu wechseln. Und aus den Fragen wurde ein Rückblick mit Tiefgang. Mit Charme, Klarheit und einem feinen Gespür für das Wesentliche blickt Joachim Büttner auf sein Berufsleben zurück – und zeigt dabei, dass Erfahrung nicht von gestern ist, sondern voller Zukunft steckt.

Lieber Herr Büttner, in diesem Jahr sind Sie beachtliche 49 Jahre bei Kunzmann. Fast ein halbes Jahrhundert! Und dazu ein ganzes Berufsleben.
Wenn Sie an die Anfänge zurückdenken – waren Sie schon als kleiner Junge "sternverrückt"?
Auf jeden Fall. Zumindest, was Autos an sich betrifft. Ich war schon immer technikbegeistert – aber die Faszination für den Stern kam erst später. Damals wusste ich noch nicht, dass er mal eine so große Rolle in meinem Leben spielen würde. Aber wie sagt man so schön: Ich hatte dann wohl meinen Fixstern entdeckt. Und dem bin ich gefolgt. (schmunzelt)

Joachim Büttner

"Vertrauen ist die Grundlage - für gute Entscheidungen, für Entwicklung, für echte Partnerschaft."

Joachim Büttner über Führungsstil und Zusammenarbeit

Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie zu Kunzmann geführt hat?
Wie ich schon sagte, das Interesse an Autos war schon früh da. Ich habe mich bei Kunzmann und noch bei anderen bekannten Marken beworben. Zwei hatten mir zugesagt. Am Ende habe ich auf meinen Bauch gehört und mich – zum Glück – für Kunzmann entschieden. Das war der Startschuss für eine besondere Reise. Und dafür bin ich bis heute dankbar.

Was ist Ihnen vom ersten Tag im Unternehmen in Erinnerung geblieben?
Der Ausbildungsbeginn 1976 in Alzenau ist mir sehr präsent. Unser damaliger Ausbilder war Alexander Kees. Ein großer Mann, der uns vom ersten Moment an offen und freundlich empfangen hat. Das hat sofort ein Gefühl von Zugehörigkeit vermittelt – trotz aller Aufregung. Und das kann ich heute noch sagen: nach fast 50 Jahren.

Wenn Sie von prägenden Momenten sprechen – Sie erwähnten schon im Vorfeld die Rolle Wolfgang Diehms. Er hat Ihre Karriere begleitet. Wie war Ihr Verhältnis?
Ja, das war für mich immer schon besonders. Wir hatten über all die Jahre ein sehr vertrauensvolles Miteinander. Ich habe in meiner Zeit als Verkäufer und später als Verkaufsleiter viele Freiheiten erhalten. Das hat mir geholfen, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich ihn in jungen Jahren um Rat fragte – und er sagte nur: "Entscheiden Sie es, wie Sie es für richtig halten und informieren Sie mich dann." Wenn ich also von prägenden Momenten spreche, war das einer der großen Augenblicke, die auch dazu gehören. (… Und die formen.)

Was würden Sie jungen Kolleginnen und Kollegen heute mit auf den Weg geben?
Zuverlässigkeit, Fleiß und Verbindlichkeit – das sind für mich nach wie vor die Grundpfeiler. Wer sich engagiert und Verantwortung übernimmt, wird langfristig erfolgreich sein.

1990 wurden Sie zu einem der 40 besten Transporter-Verkäufer Deutschland gekürt. Was war Ihr Erfolgsrezept?
Ich war immer erreichbar, glaubwürdig – und habe meine Kunden als Partner gesehen. Nicht nur verkaufen, sondern wirklich Dienstleister sein – das war mein Anspruch.

Und wie stehen Sie zum Spruch "Früher war alles besser"?
Ich sehe das anders. Jede Zeit bringt ihre Chancen – man muss offen bleiben und sich weiterentwickeln. Auf Tradition kann man stolz sein, aber man darf sich nicht auf ihr ausruhen.

"Man muss die Segel immer wieder neu setzen - die Richtung bestimmt der Wind der Zeit."

Joachim Büttner über Wandel und Zukunftsorientierung

Ein Meilenstein war der Aufbau der CharterWay-Abteilung.
Erzählen Sie uns bitte mehr davon. Und natürlich auch – wie kam es dazu?
Mercedes-Benz CharterWay ist der Nutzfahrzeugdienstleister innerhalb des Daimler Truck Konzerns. Hier bieten wir seit 1992 maßgeschneiderte Miet-, Leasing- und Serviceangebote für Lkw und Transporter an. Damals noch in den Kinderschuhen zählt CharterWay heute mit rund 6.000 Fahrzeugen im Fuhrpark zu den größten herstellereigenen Mietflotten in Deutschland.

Ich habe früh an die Miete geglaubt. Als wir die Abteilung aufbauen wollten, erinnerte ich mich an unseren früheren Kollegen Andreas Aulbach – er war zwischenzeitlich bei einem Vermieter. Ich habe ihn zurückgeholt – das war ein wichtiger Schritt. Mit dem richtigen Team konnten wir dann richtig durchstarten.

Gibt es einen Moment in Ihrer Laufbahn, auf den Sie besonders stolz sind?
Ich bin stolz darauf, dass ich das mir entgegengebrachte Vertrauen stets mit Leistung beantworten konnte. Gerade bei großen Flottenkunden war das entscheidend. Wenn solche Projekte erfolgreich umgesetzt werden, ist das ein schönes Gefühl.

historischer Mercedes-Benz Lastkraftwagen

Ein gutes Stichwort. Sie erwähnten ein solches Highlight: der Großauftrag der Spedition Schuck 1994 - 40 LKW auf einen Schlag. Was bleibt in Erinnerung?
Das war damals außergewöhnlich. Die Firma Schuck hatte eine Postausschreibung gewonnen. Unsere Aufgabe war es, alle Fahrzeuge rechtzeitig an den Start zu bringen. Das war logistisch alles andere als ohne. Wir haben alles gegeben, alle Hebel in Bewegung gesetzt. Es war ein heißer Ritt. Aber es hat geklappt. Und das war ein echter Erfolgsmoment: für uns und dadurch auch für den Kunden.

Auch heute verbindet uns noch genau diese Beziehung – eine echte Partnerschaft. Sie bleibt nicht nur in guter Erinnerung, sondern wirkt nachhaltig weiter. Und genau das macht sie so besonders.

Ein sehr schöner Einblick. Danke. Wenn wir schon von "nachhaltig" sprechen – was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die Lkw-Branche in den nächsten Jahren?
Die Antriebstechnologien werden sich stark verändern. Ich denke, wir werden in zehn Jahren eine Aufteilung sehen: ein Drittel Elektro, ein Drittel Wasserstoff, ein Drittel alternative Kraftstoffe. Die Branche steht vor einer Transformation – und sie wird auch die Nutzfahrzeuge erfassen. Das ist gut so. Und die ersten Schritte – oder besser Kilometer – sind ja auch schon gefahren. Ich bin sehr guter Dinge. Und gespannt. Aber wir sind bereit …

historischer Mercedes-Benz Milch Lkw
Mercedes-Benz eActros 600 am Kunzmann HyperCharger in Stockstadt

Sie fahren privat eine Pagode von 1970, beruflich haben Sie den eActros begleitet. Wie passt das zusammen?
Alte Fahrzeuge haben mich schon immer begeistert – früher konnte ich mir so etwas nicht leisten, heute schon. Gleichzeitig fasziniert mich die moderne Technik. Ich bin überzeugt: Wer das Alte schätzt, kann trotzdem neugierig auf das Neue bleiben.

Wie würden Sie Ihren Arbeitsalltag beschreiben – und wie hat er sich entwickelt?
Die Geschwindigkeit im Alltag hat zugenommen, keine Frage. Aber ich bin jemand, der dem Verlässlichen treu bleibt. Ich glaube an Handschlagqualität – das gilt heute genauso wie vor 40 Jahren.

Ihr Nachfolger Florian Poth übernimmt nun das Steuer. Was möchten Sie ihm mitgeben?
Ich habe Florian Poth selbst für den Vertrieb eingestellt und seine Entwicklung über die Jahre miterlebt. Er hat jede Station erfolgreich gemeistert. Vielleicht ist es das, was mir Wolfgang Diehm damals mitgegeben hat: Vertrauen. Und somit kann ich getrost sagen, er braucht keine Ratschläge mehr – er ist bereit.

Joachim Büttner und Florian Poth bei der Staffelstabübergabe

Mit dem Wissen von all den Jahren: Was macht Kunzmann für Sie zu einem besonderen Unternehmen?
Ganz klar: Es sind die Menschen. Die Werte. Die Haltung. Kunzmann ist mehr als ein Name – es ist eine Marke, die auf Vertrauen, Kontinuität und Nähe zu den Kunden baut. Das ist besonders. Und das macht Kunzmann besonders.

Und was bedeutet Kunzmann ganz persönlich für Sie?
Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gekommen. Und dabei war Kunzmann für mich immer mehr als ein Arbeitsplatz – ja, es war ein Stück Zuhause.

Zu guter Letzt: Wie sehen Ihre Pläne nach der Zeit bei Kunzmann aus?
Die lasse ich auf mich zukommen. Es gibt so einiges zu entdecken und darauf freue ich mich. Nur ab jetzt ohne Termindruck (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch. Und Danke auch im Namen Ihrer Kolleginnen und Kollegen und Partner für fast 50 Jahre Kunzmann. Wir wünschen Ihnen für Ihren neuen "Streckenabschnitt" nur das Beste – mit vielen spannenden Wegen, aber hoffentlich auch dem ein oder anderen Abstecher zu Ihrem alten "Zuhause".

Joachim Büttner vor dem Mercedes-Benz eActros 600